Kleine Freiheit

Sankt Pauli. Kleine Freiheit. Die Parallelstrasse der Großen Freiheit hat nichts von dem legendären Charme ihrer berühmten Schwester. Grau und bescheiden wirkt sie. Aus der Mitte ragt ein Hochhaus empor. Davor und dazwischen ducken sich kleine Pavillons in einem wilden architektonischen Stilmix.

Vor einem dieser Pavillons sitzt Erna Grahl, 83 Jahre, in ihrem Rollstuhl in der Sonne. Die gelernte Buchbinderin betreibt seit 1960 ihre Gastwirtschaft „Bei Erna“. Auf den 45 m² spielt sich ihr gesamtes Leben ab. An den vergilbten Wänden hängen Fotos einer noch jungen Erna. Im Gastraum bewirtet sie die Nachbarschaft mit Bier und Korn, im winzigen Nebenzimmer steht ihr Bett und ein kleiner Tisch mit Sonnenblumen. „In meine Wohnung komme ich nicht mehr, seit ich einen Schlaganfall hatte. Deshalb wohne ich hier.“ Im identischen Laden nebenan haben Astrid Nielen, Sabine Hansen, Sarah Beutling und Isa Schmidt ihren PopUpStore eröffnet – Ausstellungs-, Atelier-, Büro- und Ladenfläche in einem. In ihrem Laden versuchen sie etwas Neues entstehen zu lassen: „Wir wollen glücklich sein und andere beglücken.” Auf der anderen Straßenseite sitzt Kosta Kouroupis an seiner Nähmaschine. Er kam in den 60er Jahren von Griechenland nach Sankt Pauli und durfte für den gesamten Kiez schneidern, nachdem er eine Dame aus dem Eros Laufhaus mit seinem handwerklichen Können beeindruckt hatte. „Den Königsschneider haben sie mich genannt … Aber Sankt Pauli hat sich verändert.”

Die Kleine Freiheit. Hier gibt es ein Nebeneinander vom alten und neuen Sankt Pauli, von alteingesessenen Handwerksbetrieben und kreativen jungen Unternehmen. Sie alle verbindet die Idee von ihrer eigenen kleinen Freiheit.

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