Halbe Stunde

Prostitution ist eine Realität Hamburgs und dient mitunter sogar als Werbung für Toleranz und Freizügigkeit der Stadt. Doch Klischees und Mythen erschweren einen vorurteilsfreien Blick auf die Menschen, die in der Prostitution tätig sind. In der Serie Halbe Stunde geht es um den Blick hinter die Fassaden.

Halbe Stunde erzählt von Frauen, die seit zwanzig Jahren auf der Straße stehen und dort ihre Kunden treffen; von jungen Männern, die als Escort arbeiten; von Betreibern der Bars und Hotels; von Frauen aus Bulgarien und Rumänien, die der Armut ihres Heimatlandes und ihrer Perspektivlosigkeit entkommen wollen; und auch von der selbstbewussten Domina mit eigenem Studio. Sie erzählen von ihrem Leben, ihrer Arbeit und ihrem Blick auf die Welt. Fotografiert wurde am Arbeitsort: im Hotel, der Bar oder auf der Straße. Im Kontrast dazu stehen Portraits, die in privater Atmosphäre, im Café, der eigenen Wohnung oder an der Alster entstanden sind. Gemeinsam mit den im Gespräch aufgezeichneten Texten ergibt sich so ein facettenreiches Bild der porträtierten Personen. Den Fotografien gehen immer Begegnungen voraus. Sie können kurz und knapp ausfallen oder sich über einen langen Zeitraum und mehrere Treffen hinziehen. In den dabei aufgezeichneten Gesprächen kommen die Personen selbst zu Wort. Manchmal sehr persönlich, manchmal eher distanziert, schildern sie ihren Hintergrund und die Bedingungen der Prostitution. Wie viel sie von sich zeigen wollen, entscheiden sie selbst. So entstehen Porträts, die den Persönlichkeiten nahe kommen, ohne sie bloßzustellen.

Die Serie Halbe Stunde entstand in Hamburg, St. Georg. Die Stimmung in diesem Stadtteil ist angespannt. Polizeikontrollen, das Kontaktverbot und damit verbundene Bußgelder für Prostituierte und Freier wirken sich auf die Arbeit und ihr Leben aus.

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